Ein Soldatenfriedhof, ein Kaffee und ein Nachtmarkt mit Folgen.

—- Ban Sayok, Kanachaburi, Wang Pho Railway, Tham Krasae Railway —-

 

Langsam wird es ernst für meinen roten Reisegefährten. Die eingelullten, in rosa Wattebällchen getauchten Tage, in denen ich es mehr getragen als gefahren habe, sind jetzt vorbei. In Kanchanaburi üben wir das ganze Mal ohne Gepäck mit einer Fahrt zur berühmten Brücke am Kwai. Und weil es so gut gegangen ist, am nächsten Tag gleich noch einmal. Ich habe das Zimmer verlängert, da noch einige Arbeiten zu erledigen waren. Dieses Mal hatte ich Licht an meiner Kutsche und kann mit meiner Knipse noch die eine oder andere Nachtaufnahme machen.

Soldatenfriedhof Don Rak

Vor der Brücke besuche ich noch den bekannten Soldatenfriedhof Don Rak. Dort sind Australier, Engländer und Holländer begraben, die im 2. Weltkrieg, hier am anderen Ende der Welt gegen die Japaner kämpfen mussten. Die äußerst gepflegte Anlage beeindruckt und stimmt nachdenklich. Ein Mahnmal für Sinnlosigkeit. Nebenan ist ein buddhistischer Friedhof, der mit seinem natürlichen Scharm eher sich selbst überlassen ist. Schade, dass beide Friedhöfe, von zum Teil vierspurigem Verkehr eingerahmt werden, und somit die notwendige Ruhe fehlt.

Soldatenfriedhof Don Rak in Kanachaburi
Der Soldatenfriedhof Don Rak von Kanachaburi. Hier liegen viele australische und holländische Soldaten.
Gedenktafel eines gefallenen Soldaten
Mit 24 Jahren sinnlos gestorben.
Brücke am Kwai. Soldatenfriedhof
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Buddhistischer Tempel in Kanachaburi
Der buddhistische Friedhof hat etwas mehr natürlichen Scharm.
Tempel in Kanachaburi
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Bild am Grabstein
Quizfrage. Wann hat diese Frau gelebt?

Ich lass meine Kamera arbeiten und will, bis die Sonne untergeht, noch das ein kühles Brücken-Bierchen zischen. Diesmal macht der Akku schlapp. Zefix….. muss jetzt jeden Abend was abkacken. Den Ersatzakku hab ich immer im Rucksack…… Nur hab ich den heute wegen des kurzen Ausflugs auf dem Zimmer gelassen.

Zurück auf dem Zimmer gibt’s das obligatorische Chang zur Nervenberuhigung und wieder mal Blogarbeit. Außerdem muss noch die Route ins Navi. Ihr seht schon, so ein Urlaub hat nichts mit Vergnügen zu tun. Seufz…

Auf dem Weg zur berühmten Holzbrücke von Ban Sayok

Am nächsten Morgen sattle ich mein Stahlross unter den kritischen Augen der Vermieterin. Sie lässt mich erst fahren, als sie die zweite Wasserflasche mit frischem kalten Wasser befüllt hat. Ihr ist die Radlergeschichte nicht ganz geheuer. Wieso mit dem Rad fahren, wenn es Autos gibt. Tja, die Frage haben sich in den die letzten Monate mehrere gestellt. Wie eine gute Mutter weißt sie mich noch darauf hin immer schön links zu fahren. Wir Europäer hätten damit ja so unsere Probleme. .. womit sie recht hat.

Probleme mit dem Linksverkehr

Mein roter Flitzer mit den viel zu kleinen Rädern probiert das auch immer wieder. Ich muss höllisch aufpassen, damit er nicht den deutschen Rechtsdrall bekommt. Immer wenn ein Gefährt vor ihm ist, geht das ganz gut. Dem Herdentrieb folgenden bleibt er in der Spur. Wehe er ist allein unterwegs. An jeder Kreuzung zieht er auf die rechte Seite.

 

Faltrad in Kanachaburi
Man trägt das Haar wieder lang. Ich musste meinem roten Reisegefährten immer wieder versichern dass das nur in Blau gut aussieht

 

Transporter auf der Straße
Wer fährt hier auf der richtigen Seite??
Textilshop am Straßenrand
H+M auf thailändisch
Einfache Tankstelle bei Kanachaburi
Tankstelle
Mädchen auf Motorrad
Die junge Dame beherrscht ihr Fahrzeug hervorragend.
Tempel am Wegrand
.

Unser Tagesziel liegt bei 51 oder 65 km. Bei einem Schnitt mit 20 km/h und zwei Tankstopps müssten wir gegen 14.00 Uhr das Gröbste hinter uns haben.

Wir beide sind ja, was Fahren betrifft, die letzten Tage etwas außer Form geraten, darum hab ich vorfürsorglich mal die zwei Hotel- Adressen mit unterschiedlicher Reichweite im Handy eingespeichert.

Kaffeepause Made in Thailand

Bei km 20 schleicht sich leichter Kaffeegeruch in die Gehirnzellen. Der ist nicht mehr wegzukriegen. Wer schon mal in Thailand war, weiß, dass am Straßenrand alle 200 – 500 m ein Verkaufsstand steht, in dem man vom Lottozettel bis zu Unterhose alles bekommt. Ich muss aber zuerst die einprogrammiert sterile McDonalds -Optik aus dem Kopf bekommen. Die Thai-Shops sind etwas einfacher aufgebaut. Der Erste ist zu weit weg, beim Zweiten kann man nicht gescheit sitzen, beim Dritten ist es zu staubig, beim Vierten…… Ihr seht schon, dass Kaffeetrinken eine gewisse Entscheidungskraft braucht. Irgendwann fahr ich rechts ran und will Kaffee bestellen.

An 20 dieser Coffeeshops bin ich bestimmt vorbeigefahren. Warum treffe ich jetzt auf einen bei dem niemand aufzutreiben ist.Ich will gerade wieder fahren, als ein kleines Mädchen um die Ecke kommt und immer wieder hinters Haus zeigt. Was soll ich machen. Das Mädchen ignorieren und weiterfahren oder ihr hinters Haus folgen. Ich hab noch etwas Hemmung in die Privatsphäre einzudringen. Das hat sich erst nach und nach gelegt. Der einzige Gedanke, den ich jetzt habe. Warum bist du Depp nicht schon bei einem der letzten 20 Shops abgestiegen. Das Mädchen lässt mir keine Chancen und bugsiert mich hinters Haus. Vom lauten Geschrei der jungen Dame kommt dann Mama aus dem Garten. Sie ist mit einem Messer bewaffnet und kommt direkt auf mich zu. Nee, sie will mir nicht an die Gurgel, sie hat nur im Garten Kräuter fürs Mittagssüppchen geholt. Ich bekomme einen Kaffee, der, wie in Thailand üblich, zuckersüß ist und 7 Bath (18 Cent) kostet.

Kaffeepause am Wegrand bei Kanachaburi
Kaffeepause
Mädchen auf Fahrrad
.Während meiner Kaffeepause muss die junge Dame zeigen dass sie auch Radfahren kann
Obststand am Straßenrand
Wegzehrung für die Fahrt

Thailändische Hunde und deutsche Radfahrer

Langsam merke ich doch, dass es erstens sehr heiß ist und zweitens, dass die Kondition im kalten deutschen Dezember gelitten hat.

Nach 45 km folgt ein dringender Boxenstopp mit kaltem Getränk und staubtrocken Bagels. Nein, es steht kein Hund (Beagle) auf der Speisekarte sondern ein staubtrockener Teigring namens Bagels. Somit sind wir beim Thema Hund. In jeder Einfahrt sitzen liegen oder springen zwischen zwei bis fünf dieser kläffenden Vierbeiner herum. 98 von 100 ist so ein deutscher Radfahrer egal. Aber genau die Zwei die meinen der Langnase zeig ich schon, was ein thailändischer Hund drauf hat, lassen den Blutdruck und die Kurbelumdrehungen steigen. Entweder ich besorge mir einen Stock oder der evtl. ein paar Steine. Ich hab schon mitbekommen dass die Andeutung eines Steinwurfes für einen gewissen Bremseffekt bei den Kläffern sorgt. So einen ‚sorry‘, Scheißköter schreie ich jedes Mal laut an. Vielleicht sollte ich es doch mal mit einem lauten „Du kommst auf den Grill“ versuchen. Da die Tollwut in Asien immer noch stark verbreitet ist buche ich nach so einer Attacke in Gedanken immer den nächsten Flug nach BKK ins Klinikum. Gott sei Dank kam das auf der ganzen Tour nur zweimal vor.

Ein paar Tage später schoss wieder einer dieser Kläffer aus einer Einfahrt. In meiner Verzweiflung drückte ich auf die Balonhupe am Lenker. Und siehe da, der Vierbeiner hielt doch kurz inne und schaute ganz vorschriftsmäßig links und rechts die Straße hinab ob nicht ein Moped kommt. Diese paar Sekunden genügten um aus seinem Wirkungskreis zu kommen. Er drehte um und trottete ganz langsam zurück.

Ich will kürzere Texte und schweife ab….

Boxenstopp an der Tanke

Beim letzten Rast werde ich auch noch Zeuge einer Tankstellenbefüllung. Von wegen Ölabscheider und so Geckesmeckes. Die paar Tropfen, die daneben gehen tun niemand was und binden zudem die staubige Zufahrt.

Tankstelle wird befüllt
Tankwagen und Tante-Emma-Laden-Belieferer
Handkurbel beim betanken
Handbetrieb
Füllen des Tanstelle
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Hitzewallungen

Ich hab noch ca. 5 km bis zur ersten Unterkunft und komm auf dem Zahnfleisch daher. Endlich das Schild „Happines-Resort“. Rechts abgebogen und die Radtasche verloren. Vermutlich ist mein Reisegefährte genauso fertig wie ich und wirft Ballast ab. Ich bin zu fertig um die Tasche richtig einzustellen. Bis zum Resort kann es nicht mehr weit sein. Tja.. wieder eine Gabelung aber kein Schild??? Auf Geratewohl fahr ich 500 Meter weiter und steh in der Hotelanlage…. Ich schon, aber sonst niemand. Zuerst finde ich keine Rezeption dann auch keinen Menschen. Die Nachbarin bringt den Schlüssel und zeigt mir das Zimmer. Die Preisverhandlungen erfolgen übers Handy. Hat nicht booking.com gestern behauptet „letztes Zimmer“. Hier  ist außer mir niemand!!!!!

Ich bin fix und fertig und nehme alles, Hauptsache trinken, sitzen, liegen duschen.

Nach 15 Minuten hat sich der Kerle mit samt seinem Kreislauf stabilisiert und sucht ein WLAN-Netz. Am Eingang der große blaue Daumen von Facebook aber kein WLAN. Ich hab noch keine thailändische Handykarte, bin auf das Netz abgewiesen und packe darum meine Sachen. Genau in dem Augenblick kommt die Managerin. Ich erzähle ihr das WLAN-Problem mit Händen und Füßen. Sie nickt und statt dass sie sauer ist bringt sie mir einen Prospekt von den Sehenswürdigkeiten der Umgebung und wünscht mir gute Fahrt.

Für die letzten sieben Kilometer zum nächsten Hotelzimmer in Ban Sayok hab ich ein schlechtes Gewissen.

Auch bei der anderen Anlage bin ich der einzige Gast und die Nachbarin bringt den Schlüssel. Allerdings ist das Zimmer wesentlich größer, schöner und noch billiger. Ich dusche gleich mit den verschwitzten Klamotten und versorge mich auf dem……. was wohl???   Richtig……Nachtmarkt mit Essen.

Ban Sayok und ein Nachtmarkt mit Folgen

Ban sayok. Waffeln auf dem Nachtmarkt
Hier konnte ich nicht widerstehen
Geröstete Insekten
Da hab ich verzichtet..
Salatbufett auf dem Nachtmarkt von Sayok
Die waren wahrscheinlich Schuld

Nach dem ich die letzten Tage ja so gute Erfahrungen gemacht hab werden ich leichtsinnig und nehmen noch zwei verschiedene Salate mit. Die schmecken hervorragend. Wie heißt der alte Backpackerspruch: Cook it , peel it or leave it. Koche es, schäle es, oder lasse es….. Da ist was dran. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nach 20 Minuten rumpelt`s im Gedärm. Ab jetzt gilt: Alles, was oben reinkommt, egal ob in flüssig oder fest, verlässt den Körper nach 10 Minuten über den Hinterausgang in flüssigem Zustand.

Bitte kein Mitleid, mir ging`s nicht schlecht, nur dass ich meinen Wendekreis auf 20 m zur Toilettenschüssel eingrenzen musste.

Vom letzten Absatz gibt’s keine Bilder.

Route 1 auf GPSies:

Route 2 auf GPSies

Wart ihr auch schon an der Tham Krasae Railway Brigde oder mit dem Zug auf der Death Railway unterwegs?

Welche Probleme hattet ihr mit dem Essen in Asien?

Ich bin neugierig auf eure Erfahrungen. Schreibt sie bitte unten in die Kommentare.

 

18 thoughts on “Ein Soldatenfriedhof, ein Kaffee und ein Nachtmarkt mit Folgen.

  1. Hallo Herbi,
    heute haben wir ein Dreikornbrot (lowcarb) mit Tomate und Frischkäse gegessen, ohne dich schmeckt´s nur halb so gut. Die Tomaten waren sehr wässrig, Knorrkräuterlinge waren auch keins mehr da 🙁

    Sandra möchte wissen wie lange dein Bart gewachsen ist 😉 Selfie bitte …

    Gab´s schon eine gegrillte Ratte oder frittierte Maden mit Reis ? Anstelle deines Schlummertrunks könntest du doch mal einen Reisschnaps mit eingelegter Schlange trinken. Ist auch gut für die Verdauungsprobleme … Dschungel Camp geht auch bald los.
    Nimm`s locker, heute fahren wir auch mit dem Fahrrad einige Kilometer wenn auch im trockenen und ohne Aussicht auf die Brücke am Kwai sondern mit tristem Blick auf Lechhausen ist.
    Wir wünschen Dir weiterhin viel Spaß und viele Erlebnisse.
    Grüße von der LowCarbCrew

  2. Hallo Herbert,

    tolle Geschichten super geschrieben!! Sollte jetzt endlich wieder arbeiten….
    Ich wünsch Dir noch ganz viel Glück und Spaß!!
    LG Sonja

  3. Hi Herbert, du siehst doch immer von deinem Balkon einen alten, braunen und verwahrlosten Hund. Schick mal ein Foto, damit ich das Bailey zeigen kann, wenn er sich über die Haltung und vielleicht unfreundliche Nachbarn beschwert.

    1. Hallo susi, danke für das Lob. So viele alte Hunde wie hier gesehen habe das geht auf keine kuh(hund)haut. Hab letzte nacht bei einem typ übernachtet der 20 verwarloste und verletzte Hunde aus Bangkok aufgenommen hat und ihnen ein tolles leben bietet LG herb

  4. Schlecht erlebt, aber toll geschrieben, ich habe Tränen gelacht. Nicht aus Schadenfreude, die Hitze kenne ich von Osttimor. Du schaffst es.

  5. Hi Herbert,

    wo bleiben zur Abrundung der Eindrücke deine Selfi’s!?
    Mir wissen schon nimmer wie du aussiehst!
    Oder ist dein kleines Rotes zu schüchtern in Männerbekleidung?

    Servus!

  6. Hallo Herbert, ich wünsche dir und deinen Gedärmen gute Besserung…
    Hast ja noch viele Tage, um im o.g. Sinne zu essen… 🙂

    Hab weiter viel Spass – toll Deine Berichte – ich hab gerade Mittagspause…

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