Heiße Tage am Hellfire Pass

 

—- Hellfire Pass, Sayok Wasserfall, Namtok, Erawan Nationalpark, Thamkrasae Bridge —-

 

Hellfire, das Höllenfeuer nannten die Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter das nächtliche Feuer bei dem sie unter unendlichen Strapazen für Japan im 2. Weltkrieg die Todeseisenbahn von Bangkok nach Burma bauen mussten. Zwei hervorragende Museen in Kanchanaburi und oben am Hellfire Pass, berichten davon.

Ich hatte heute auch mein persönliches Höllenfeuer.

Die Schule ist aus

Geweckt werde ich übrigens durch unwahrscheinlich schwulstige, patriotische und wie in Thailand üblich, übermäßig laute Musik vom nahen Schulhof. Die Gehirnwäsche der Schüler geht genau eine Stunde. Um dem zu entkommen, werden wieder die Tretlager getestet.

schulbus in Say Yok
Die Schule ist aus.
schulbus in say yok
.

Obwohl ich die Tour im Handy hatte, hab ich mich zweimal Verfahren. Der Umweg war gering, aber es ärgerte mich. Hab dann die energische Dame im Handy lauter gestellt. Wenn die jetzt sagt: Folgen Sie der linken Spur, muss ich zwar mit nächtlichen Albträumen rechnen, erspare mir aber unnötige Kilometer.

Holzbrücke am River Kwai
Alte Holzbrücke am River Kwai
kaputte Brücke am River Kwai
Hab dann doch lieber die Betonbrücke in zwei Kilometer Entfernung genommen

Handykarte zum zweiten

Wieder eine Lektion gelernt: Verlass dich nie auf das Gestern. Pflasterten da noch alle 500 m unzählige Shops den Weg, kam heute fast gar nichts. Mit dem letzten Tropfen Sprit, sprich, mit fast dem Siedepunkt nahen Wasser, erreichte ich Nam Tok, die Endstation der Eisenbahn.

Hier ist ein dringender Rast notwendig. Nach einer 30-minütigen Findungsfase mit kaltem Wasser starte ich im 7eleven den nächsten Versuch zwecks einer Handykarte. Diesmal mit Erfolg. Na ja sagen wir Mal mit einem Teilerfolg. Ich hatte dieses Mal scheinbar den richtigen Pass und bekam die Karte. Das ist echt billig. Die Karte gab’s für 60 Bath dazu ein Guthaben für (??? weiß ich nicht mehr) Bath. Telefonieren ging sofort. Nur ins Netz kam ich nicht. Die beiden Mädels hackten abwechselnd ca. 20 Minuten auf die Glasscheibe meines Handys ein.

Erfolg??

Ich wurde von der thailändischen Hotline zurückgerufen. Super!!!!   ….So kann ja nichts mehr schiefgehen. Hab den natürlich unmissverständlich klar gemacht, dass es so nicht gehen kann….

Trotzdem ein herzliches Dankeschön an die Mädl`s die sich wirklich bemühten. Stell dir das nur mal in einem deutschen Supermarkt vor??????

7eleven im Nam Tok
Ein interessanter Videomix

Während die Mädels versuchen mein Handy startklar zu bringen hab ich mir die Auslagen angesehen?????   —–   Hitler mitten zwischen den Liebesschnulzen ist schon ungewohnt.

Nach 2 Stunden Pause mit Wasser und Reis bunkern, schleppte ich mich bei 40° einer Unterkunft entgegen.

Von Hunden bewacht

Geplant war eine Übernachtung in Sam’s Junglecamp irgendwo am River Kwai. Die Anlage ist zwar bei booking und agoda zu buchen, aber einen vernünftigen Wegweiser gab es nicht. Als ich in die vermeintliche Anlage rein fuhr, kamen zuerst mal 20 kläffende Hunde auf mich zu.

Hunde in der Einfahrt
Die Damen und Herren vom Empfang.
Bungalow im Dschungel
Kann man schöner Wohnen?

Nong Cha Nok Homestay

Bis endlich der Besitzer aus den unendlichen Tiefen des Gartens kommt, hätten mich die Hunde bis aufs letzte Gramm verschwinden lassen können. Da hätten die bei RTL lange nach mir suchen können. Der Mann zeigt mir gleich den Weg zu Sam’s Dschungelcamp. Wiedermal ein fast unpassierbarer Weg ohne Schild. In Sachen Marketing ist noch Platz nach oben. Aber Sam ist bei den oben genannten Buchungsportalen gelistet, mein Gesprächspartner nicht. Er kommt auch nicht auf die Idee seine Zimmer anzubieten. Vielleicht ging er davon aus, dass ich schon gebucht hatte. Wir kommen ein wenig ins Ratschen. Er auf Thai, ich mit englisch „häppchenweise“ oder bröggalaweis wie dr Schwaub so sait. Eine Talkrunde könnten wir nicht bestreiten. Kommen aber überein, dass ich bei ihm wohnen werde. Kostet allerdings die atemberaubende Summe von 6 € mehr. Er lässt nicht mit sich handeln. Für die 6 Euronen Aufschlag hab ich ein super Internet, warme Dusche, und wie sich am nächsten Tag rausstellte, war ein continentl. Breakfest im Preis inbegriffen.

Tamarinde

Die Fürsorge ist schon genial. Ich sitze verschwitzt und müde vor meiner Behausung. Mein Vermieter fragt, ob ich ein Bier möchte. Als ich das bejahe, holt er sein Moped fährt in den nächsten Ort und stellt mir 10 Minuten später gleich zwei Chang auf die Terrasse. Nach einer kurzen Erholungspause zeigt er mir seinen Garten. Hier pflückt er mir zum Essen Tamarinde vom Baum. Musste dann googeln, was das ist. Ich erklär`s nicht, ihr könnt es ja genau so machen. Schon auf dem Weg hierher ist mir aufgefallen, dass die komischen länglichen Würstchen überall am Straßenrand verkauft werden. Anschließend schleppt er mich zur Obstplantage seines Nachbarn, der Zitronen anbaut.

Tamarinde auf dem Baum
Tamarinde auf dem Baum…
Tamarinde
…. und am Straßenrand.
Tamrinde am Straßenrand
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Von was mein Vermieter seinen Unterhalt bestreitet, hab ich nicht herausbekommen. Nur von den paar Zimmern kann er doch die drei großen Autos, die vor seinem Wohnhaus stehen, nicht bezahlen.

Er verpflegt 20 Hunde, alle aus Bangkok und alle irgendwie verkrüppelt. Die bekommen hier ihr Gnadenbrot. Als ich ihn frage, wo ich was essen kann, meint er. No problem i cocking for you . Zuerst stellt er dem Westler zwei kleine Teller mit Pommes hin, dann gibt’s Chicken mit Reis. So gestärkt gehe ich ins Bett und genehmige mir auf dem Handy mitten im Dschungel von Thailand den Biathlonweltcup aus Ruhpolding. – Wie klein die Welt geworden ist.

Hund im Dschungel
Mein Freund
Hund vor Türe
Bewacht mich auch in der Nacht
Mensch im Dschungel
Mein Gastgeber, Koch und Bierlieferant
Frühstück mit Hunden
Frühstück unter Bewachung

Am nächsten Morgen gibt`s das erwähnte Frühstück, dann wird wieder in die Pedale getreten. Die Hunde verabschieden mich kläffend bis zum Nachbargrundstück. Dort endet ihr Hoheitsgebiet und ich hab neuen Begleitschutz.

Es geht jetzt 15 km im leicht bergauf. Eine sehr fruchtbare Gegend, in der auf der ganzen Strecke Blumen und Obst verkauft wird. Oben öffnet sich das Tal mit einer Kuhweide. Die Bilder erinnern eher an den Westen Amerikas als an Thailand.

Hellfir Pass
Auf dem Weg zum Hellfire Museum
Kühe auf der Weide
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Sonnenblumen am Wegrand
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Blumen am Wegrand
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Es ist nicht alles Gold was glänzt.

Tempel in Thailand
Als ich diesen Tempel fotografiere…
Fahrrad am Straßenrand
stelle ich mein Rad an den Seitenstreifen. Und schon ist es passiert…
Dornen am straßenrand
Diese kleinen Bister haben ziemlich lange Stacheln.

Hellfire Museum

Das Hellfire-Museum wurde von ehemaligen australischen Soldaten erbaut und dokumentiert in einer Ausstellungshalle und auf einem bis zu vier Kilometer langen Fußweg eine Teilstrecke der Todeseisenbahn. Wie alle Besucher laufe ich auch nur den ersten Kilometer bis zum Memorial in der bekannten Schlucht. Die Besichtigung auf den gut ausgebauten Wegen ist sehr schweißtreibend und lässt nur erahnen, unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wurde.

Über 60 000 Kriegsgefangene und 200 000 Zwangsarbeiter mussten hier bei unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Geschätzt 40 – 90.000 Menschen kamen durch Malaria, Unterernährung, Unfälle und die japanische Brutalität ums Leben. Nach nur 13 Monaten Arbeit wurde die Strecke im Oktober 1943 fertiggestellt. Ab 1944 wurde dann die Eisenbahnlinie von den Alliierten ständig bombardiert, so dass ein regelmäßiger Transport nicht in Frage kam. Mit der Kapitulation Japans 1945 ging die Bahnstrecke als als Kriegsbeute an Großbritannien.

Hellfire Museum
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Hellfire Pass
Durchbruch am Hellfire Pass

Nur mit Hammer und Meisel wurde der Durchbruch geschaffen.

Hellfire Pass
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Weg durch den Dschungel
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River Kwai Holzbrücke
Dei Original River Kwai Holzbrücke im Museum

Nach zwei Stunden Pause mit ausgiebig Wasser tanken, rolle ich wieder zurück. Am Straßenrand gibt`s dann die tollen süßen fruchtigen Energiespender in Form von Bananen.

einkaufen am Straßenrand
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Mädchen
Die junge Dame zeigt mir wie man Bananen isst.
Hütte am Straßenrand
Neee, keine Pizza, dann doch lieber Bananen.

Der Bahnhof von Nam Tok

Um 12.00 bin ich wieder am Bahnhof von Nam Tok. Dort sind wir übrigens 1999 bei unserem ersten Thailandaufenthalt aus dem Zug gestiegen. Ich leg mich in den Schatten neben einer historischen Lokomotive und döse eine Stunde. Es ist mit 40 Grad immer noch zu heiß zum Radeln. Ich hab noch kein Quartier und mir fehlt die bisherige Gelassenheit. Um 14.00 muss ich los, sonst erreiche ich den Erawanpark nicht mehr, bevor er schließt.

Bahnhof in Nam Tok
Der Bahnhof in Nam Tok
Nam Tok
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Bahnhof in Nam tok
Die Bahnhofshalle
Toilette in Nam Tok
Die Bahnhofstoilette…….

Sayok Wasserfall

Heute ist Samstag und rund um den Bahnhof steppt der Bär. 200 m neben der Bummelbahn ist der Sayiok Wasserfall, in dem sich halb Bangkok tummelt. Am Ufer und dem angrenzenden Park ist jeder halbe Quadratmeter mit einer Picknickdecke belegt.

Say Yok Wasserfall
Der Say Yok Wasserfall am Samstag
Picknick am Say Yok Wasserfall
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Picknick am Say Yok Wasserfall
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Mörderische Temperaturen

Die Temperatur ist mörderisch, die Steigungen werden auch nicht kleiner. Der Blick auf das Navi und die Uhr treibt ich mich voran. Manchmal schon im Unterbewusstsein. Völliger Blödsinn. Mir gehen die Bilder der Schweizer Marathonläuferin durch den Kopf, die in Los Angeles ins Ziel getaumelt ist. Keine Angst, soweit war ich noch nicht.

Die Füße treten noch, doch irgendwann sagt der Kopf: Jetzt ist Schluss. Fünf Kilometer vor meinem einprogrammierten Ziel biege ich in ein Resort ab. Natürlich liegt es wieder am Ende der Welt den Berg runter. Die wollen 1600 Bath und lassen nicht mit sich handeln. So fertig bin ich dann doch nicht. Das versteh ich nicht. Es ist 16.00 Uhr, die Möglichkeit heute noch einen weiteren Gast zubekommen ist mehr als gering. Da nehme doch lieber 1000 Bath als gar nichts. Mehr war es übrigens auch nicht mehr Wert.

Nachtquartier am Fluss

500 m weiter direkt an der Straße werde ich dann endgültig fündig. Hier kann ich von 1500 Bath auf 800 handeln und sollte eigentlich gleich duschen. Es wird dämmrig und ich hab seit Mittag nur 50 km heißen Asphalt ein paar Bananen hinter mir. Leider ist weit und breit nicht Essbares zu finden. Ca. 800 m voraus finde ich eines dieser Straßenrestaurants. Die Frau hat gerade aufgeräumt, wirft für mich aber noch mal den Wok an. Bei Dunkelheit geht`s zurück und es fehlt nur noch duschen und schlafen.

Duschen geht, schlafen ist schwieriger. Der Bungalow steht direkt an der Straße, und die einfach verglasten Fenster erwecken den Eindruck, dass jedes vorbeifahrende Auto unterm Bett durchkommt. Die körperliche Anstrengung lässt mich auch nicht zur Ruhe kommen. Ich geb mir noch mal Biathlon und döse dann wirklich weg.

Hütte am River Kwai
Ein heißer Tag geht zu Ende

Die nächsten Tage müssen wieder besser geplant werden, so eine unsinnige Tortur muss ich nicht noch mal haben.

Route 1 auf GPSies

Route 2 auf GPSies

Warst du auch schon am Hell Firepass. Wie verträgst du die Hitze in Thailand?  Über deinen Kommentar freue ich mich

 

7 thoughts on “Heiße Tage am Hellfire Pass

  1. Hallo Herbert,

    sieht doch gut aus die Brücke ;D

    Wunderschöne Bilder!
    War gerade sehr spannend über Deinen Blog zu stoplern (über facebook).
    Ich wünsche Dir eine gute Reise,
    alles Liebe!
    Ika

  2. Hallo Herbert, ich freue mich immer wenn du einen neuen Reisebericht eingestellt hast. Es macht Riesenspass deine Erlebnisse zu verfolgen. Sei vorsichtig mit der Tamarinde, denn sie hat eine leicht abführende Wirkung. Es sei denn du willst die Wirkweise nutzen um Hundemeuten hinter dir abzuwehren. Dann achte aber immer auf Gegenwind. Viel Spass noch, Gerda

  3. Hallo Herbert, ich lese sehr oft Chang, Chang und nochmals Chang. Ist es wirklich so gut? Hast echt tolle Bilder gemacht und bisher viel erlebt. Noch viel Spaß und bleib gesund lg Hubbe.

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