—- Pho Khame, Hot Springs, Vang Viang —
Heute ist Rosenmontag und in Deutschland ruft man Land auf und Land ab Hellau, Alaaf, und wie auch immer
Ich ruf heute tausendfach Sawadee.
Sawadee wird Sawadiiiii ausgesprochen. Die beiden „ee“ am Ende klingen wie ein lang gezogenes iiiiiii und heißt in Laos: Guten Tag
Frühstück in Pho Khame
Ich bin in meiner Nobelherberge in Pho Kham schon um 7.00 Uhr wach und ihr bereits 10 Minuten später entfleucht. Da sieht man mal, wie schnell das geht, wenn man sich am Vorabend nicht mit so was Profanem wie einem Schlafanzug beschäftigen muss. Das Frühstück bei meiner chinesischen Vermieterin besteht heute aus zwei Tassen Pulverkaffee und sonst gar nichts.
Während ich mich mit dem pappsüßen Getränk aufwärme, laufen die Kinder im Morgennebel in Scharen zur Schule am anderen Ende des Dorfes.


Beim Gebrauchtwarenhändler
Bevor ich starte, frag noch mal bei meiner chinesischen Gastgeberin nach, ob es hier im Ort ein USB-Kabel zu kaufen gibt. Sie schickt mich über die Straße zum Gebrauchtwarenhändler. Der kramt in seinen verborgen Schätzen und bringt ein Kabel mit asiatischem Stecker ans Tageslicht. Das kann ich leider nicht gebrauchen.
Ich schau mich während der Suchaktion etwa im Laden um. Schon interessant, wie breit das Warensortiment ist. Vom BH über Bettdecke, Kuscheltier, zum gebrauchten Handy. Auf dem nächsten Tisch dann……….???
Viele Sachen verschwinden unter einer zentimeterdicken Staubschicht.


Probleme mit meinem Roten Raser
Nach der Gewalttour von gestern war ich mir nicht sicher, ob ich heute überhaupt in den Fahrradsattel steigen kann. Es geht erstaunlicherweise sehr gut.
Leider liegt das Rad heute sehr schwammig auf der Straße. Ich halte an und pumpe etwas Luft rein. Dabei hält ein Asiate, ebenfalls Langzeitradler und fragt ob alles ok ist. Man hilft sich unter Kollegen. Als ich das ok gebe fährt er weiter. Leider hat das Aufpumpen nicht wirklich geholfen. Sobald es etwas schneller wird als 25 km/h muss ich höllisch aufpassen. Zuerst schiebe ich die Ursache auf die Spurrillen im Straßenbelag, später auf eine defekte Sattelstütze. Das Problem wird mich bis zum Ende meiner Reise begleiten. Auch zwei laotische Handwerker können das ein paar Tage später nicht beheben.
Schon bald hab ich den Asiaten wieder eingeholt. Er jammert, dass die Berge so lange sind und dass er Hunger hat. Bei beidem kann ich ihm leider nicht helfen. Ich hab auch nichts zum Essen dabei und die Berge kann ich, so gern ich das täte, auch nicht abschaffen.
Pause in den Bergen



Meine Übersetzung erweist sich am Berg als hervorragend. Schon bald ist der Asiate weit hinter mir. Ich hab am Berg immer eine Geschwindigkeit von 6 -8 km/h. Es geht heute ständig auf und ab und ständig durch kleine Bergdörfer. Die Straßenverhältnisse wechseln sich ab. Vom Schotterweg über nagelneuen Asphalt bis zu metergroßen Schlaglöchern ist alles geboten.



Sawadee
In allen Dörfern wird man als fremder Radler lautstark mit Sawadee begrüßt. Ich bin zunächst noch etwas zurückhaltend. Aber schon bald stimme ich bein Einfahren in ein Dorf mit ein.
Hauptsächlich die kleinen Kinder haben ihren Spaß daran. Aber auch viele Frauen grüßen und lachen, wenn sie einen sehen. Laos ist sehr kinderreich und vor jeder noch so kleinen armen Hütte sitzen Kinder, die schreien und winken.





Sawadee…..
Bei den Babys auf dem Rücken der Mutter nimmt diese die Hand des Babys und winkt. So freundlich und fröhlich die Kinder sind, sie sind wahnsinnig arm. Mir tun sie eigentlich immer leid.
Sobald man zum Fotografieren anhält, verlieren sie den Mut und verstecken sich hinter den Müttern.


Sawadee……
Nachmittag kommen dann die etwas Älteren aus der Schule. Hier gibt es ein paar ganz mutige die wollen Abklatschen. Aber Vorsicht, einige machen sie sich den Spaß und ziehen durch. Das kann schnell wehtun. Du hast die Lacher auf Deiner Seite, wenn du noch schnell hochziehst und der laotischer kleine Rambo ins Leere schlägt.
Das ganze Leben spielt sich hier im Freien ab. Schon am Vortag sitzen alle, Männer wie Frauen, Alte und Junge, vor dem Haus oder am Straßenrand.





Bizarre Bergwelt auf dem Weg nach Vang Vieng
Die Landschaft und die bizarren Berge werden immer noch interessanter. Ich kann mich gar nicht satt sehen und muss immer wieder fotografieren. Leider sind die Gipfel immer im Dunst.






Hot Springs in Nam Khene
Am Schluss der heutigen Etappe geht es 13 km bergab. Heute sollte das Bett in dem Hot Spring Gasthaus etwas besser sein. Dazu geht es zum Schluss noch mal 4 km steil bergauf.
Mit mir kommt ein französisches Radlerpaar ungefähr im gleichen Alter, an. Wir treffen uns dann 15 Minuten später in den heißen Quellen. Die entpuppen sich als lauwarmer Tümpel, in dem gerade drei Leute Platz haben. Wir quatschen so gut es eben geht ein bisschen auf Englisch. Deren Sohn studiert zurzeit in München. Er jammert, dass München so teuer ist und dass sie lange nach einer Wohnung gesucht haben. Tja das kenn mer doch Feli?
Der Tümpel wird aber vom Besitzer gerade ausgebaut. Es entstehen zwei große gemauert Becken. Nach dem das in Laotengeschwindigkeit erstellt wird kann es schon noch ein Jahr dauern.
Nach 20 Minuten kommen die ersten Einheimischen mit ihren Shampoo Tütchen und fangen an sich zu waschen. Das ist uns dann doch zu hygienisch, so viel Seife bin ich die letzten Tage nicht gewohnt, darum gehen wir zum Essen. Als ich am nächsten Morgen noch ein Foto von dem dampfenden Becken machen will, sehe ich die ganzen Verpackungsreste im und um das Wasser herum. Da muss sich die Hotelbesitzer die nächsten Jahre noch was einfallen lassen.
Später beim Abendessen kommt noch ein Engländer an den Tisch. Zwischen den Dreien gab es eine nette Unterhaltung. Ich bin wegen meines spärlichen Wortschatzes bald aus dem Gespräch aus- und die Treppen zum Bungalow hoch gestiegen.


Frühstück und heiße Quellen
Als ich am nächsten Morgen um 7.30 Uhr zum Frühstück gehe, sind die Drei schon unterwegs. Da pressiert es aber jemand??? Nach der ersten Tasse Kaffee gibt’s Reis mit Spiegeleiern zum Frühstück. Das ist die laotische Tourivariante.
Jetzt kommt auch mein asiatischer Freund, den ich immer wieder überholt habe. Er ist Koreaner und geschätzt 30 Jahre alt. Er jammert, dass er immer für einen Chinesen gehalten wird. Das passt ihm gar nicht. Er hat seine Job gekündigt und ist über China nach Laos gekommen. Auch er fährt wie 90% aller Radler, egal welche Nation, mit Ortlieb-Taschen. Er meint, Sie sind die besten, aber in Asien sehr teuer. Tja bei uns mit ca. 130-180€ auch nicht gerade ein Schnäppchen. Während ich zahle, schwingt er sich auf sein Rad und fährt wortlos davon. Komischer Kauz. Ich hab ihn auch nie mehr gesehen.
Sonnenschirm statt Regenjacke
Je näher ich jetzt Vang Vieng komme, um so wärmer wird es. Die 1000 m Höhenunterschied machen sich deutlich bemerkbar. Die Gebäude, Häuser ist immer noch nicht die richtige Bezeichnung, sind inzwischen zum größten Teil gemauert und der rotbraune Lehm dazwischen ist grünen Flächen gewichen. Irgendwie kommen einem die Menschen nicht mehr so bettelarm vor wie in den kärglichen Berghütten. Ob es nur an den Gebäuden liegt oder an der grünen Vegetation, ich weiß es nicht. Das „Sawadee“ wird hier auch schon öfters durch ein „Hello“ ersetzt. Ein Hinweis auf bessere Schulbildung und der Umgang mit Touris im nahegelegen Vang Vieng.
Was am meisten auffällt, ist, dass sich in Gegensatz zu den Bergbewohnern, mit einem Regenschirm vor der Sonne schützen.




Die letzten 20 km geht’s immer am Fluss entlang leicht bergab nach Vang Viang dem laotischen Ballermann. Leider hab ich die ganze Strecke Gegenwind und komme somit auch nicht über 12-16 km/h hinaus. Außerdem merke ich die letzten Bergetappen jetzt deutlich in den Oberschenkel.
Die letzten drei Tage gehören zu den anstrengenderen aber auf jeden Fall zu den beeindruckendsten in meinem Leben.
Erschreckend arme und doch wahnsinnig freundliche Menschen. Unglaublich fröhliche Kinder, und eine Landschaft, wie ich sie noch nie gesehen habe.
Wiederholungen sind normalerweise nicht mein Ding. Aber wegen der letzten Tagen muss ich das nochmals erwähnen.
Jeder von uns, der sich einen Urlaub leisten kann, sollte demütig und dankbar sein in einer Welt geboren zu sein, in der wirkliche Armut ein Fremdwort ist.
Sawadee Herbert !
Die Landschafts-/Bergbilder sind toll. Sehr interessante Bergformationen.
Alles Gute weiterhin!
Solche Bergformationen kennen ich eigentlich nur aus Science Fiction Filmen. Schade dass sie nie aus dem Dunst kamen.
LG herbert
Hi Herbi sehr rührender Bericht und die Bilder (mit Renis Worten) wunderschön ??? Sawadee
Sawadeee.
Hier im Süden heißt es eher Sabadeee.
Auf schwäbisch: Saperdie