——Laos, Pagbeng, Pak Beng, Mekong, Luang Pragbang——-
Ich bin schon früh wach. Die Atmosphäre in dem schmucklosen Zimmer ist nicht so prickelnd dass es mich noch lange auf der harten Matratze gehalten hätte. Also bin ich wieder einer der ersten am Hafen von Pagbeng. Dort ist, wer hätte es gedacht, noch Totenstille.Beim Aussteigen gestern Abend wurde noch drauf hingewiesen dass wir ab 8.00 Uhr auf das Boot können. Davon ist jetzt um 7.30 Uhr noch weit und breit nichts zu erkennen.
Morgenstimmung in Pagbeng – Pag Beng


Ich schiebe mein Gefährt wieder 200 m zurück zur ersten Kneipe und genehmige mir ein Frühstück mit Nussschnecke und Cappu. Auch wenn es die Auswahl der Speisen nicht vermuten lässt, ja wir sind immer noch in Laos. Das Gebäck ist gut und könnte von der Größe mal abgesehen auch in einer deutschen Bäckerei stehen. Ein Nutella-Glas kann sich hinter einem Muffin verstecken, die Quarktasche nähert sich größenmäßig einem Hefezopf.
Am Tisch gegenüber sitzt ein Paar aus Österreich das schon ein halbes Jahr unterwegs ist. Auch sie sind gestern mit einem Boot, allerdings aus der anderen Richtung in PagBeng gestrandet. Natürlich sind die letzten Winter- bzw. Bett-Tage wieder das Gesprächsthema.
Kurz nach 8.00 Uhr sitze ich oben am Hafen auf die Mauer und beobachte das Treiben. Fliegende Händler beliefern die Boote auf dem Mekong. Auf dem Kahn von gestern rührt sich noch nichts. Das wundert mich nicht, denn der Kapitän ist gerade erst ins Dorf spaziert.

Ein einziges Boot füllt sich gerade ganz langsam mit Passagieren. Das Zusteigen erfolgt zuerst ganz gemütlich. Meine Vermutung ist, das Boot geht zurück nach Huoay Xai.
Die zwei jungen Mädels von gestern sehen mich sitzen und kommen herrauf. Sie erzählen dass sie den gleichen Platz wie gestern haben. Das lässt mich stutzig werden. Ich hab ne Fahrkarte für Boot Nummer 38. Das dümpelt aber noch seelenruhig und verschlafen vor sich hin. Die Mädels erklären dann dass die Nummer keine Rolle spielt. Das Boot das gerade gefüllt wird geht nach Luang Prabang. Während ich beim verladen den Rades helfen nehmen die Mädels meine Taschen und reservieren mir einen Platz.
Das Gepäck wird wieder wie gestern in die Luke in der Mitte des Schiffes verfrachtet. Wenig später wird wieder ein zweites Boot befüllt, das ist wie gestern nur über unseres zu erreichen ist. Dazu dürfen alle Passagiere, mit Rucksack und noch Handgepäck über die geöffnete ca. 1,50 m breite Luke balancieren.
Die Abfahrt ist für 9.00 Uhr also nach Laotischer Zeitrechnung dann eher 10.00 Uhr angesetzt. So kommt es auch 10.10 Uhr verlassen wir das ehemalige Fischerdorf Pagbeng und schippern Luang Prabang entgegen.
Dann kommt er!!!
IST DAS GEIL….
Er ist ca. 30 Jahre alt, deutsch (unüberhörbar), rechts seine Freundin, links die Freundin der Freundin.
Schon beim Platz nehmen kommentiert er die offene Lucke.
Danach muss er seinen Mädels, obwohl sie dabei waren, die gestrige Sauf- und Kifferparty nochmal zu Gehör bringen. Jeder zweite Satz endet mit:
Das WAR ja geil.
Er redet ohne Punkt und Komma. Zwischen den nächtlichen Eskapaden werden alle Vorkommnisse an Bord kommentiert.
IST DAS GEIL ….
Jede viertel Stunde muss er ans Heck und eine Rauchen. Wie das geht ist mir schleierhaft. Da muss er wenn er an der Zigarette zieht ja für 5 Sekunden die Klappe halten. Ich bin nahe dran ihn das zu fragen. Kaum zurück erfährt die Freundin und natürlich allen anderen die es gar nicht wissen wollen was dort hinten alles geil war.
Laoten lachen nicht
Dann die Erklärung warum die Laoten nicht dieses Lächeln haben wie die Thais. Ihr habt doch die Flagge mit Hammer und Sichel gesehen? Das bedeutet Kommunismus und das wiederum heißt die Leute werden von der Partei so geknechtet dass sie nichts zu lachen haben??????
IST DAS GEIL ….
Als nächstes holt er seine Urlaubslektüre aus der Tasche. Gott sei Dank jetzt ist Ruhe. Ganze fünf Minuten, dann erklärte er seiner Freundin (und uns) die Ursache der Menstruationsschmerzen. Die hat bisher bestimmt nicht gewusst was das ist!!!!
IST DAS GEIL . ..
Mensch ärgere dich nicht
Jede Wasserflasche wird mit lautem Getöse und natürlich fachkundigem Kommentar zusammengedrückt. Seine zwei Begleiterinnen spielen, in einer seinen Gott sei Dank immer länger werdenden Raucherpausen, ganz ruhig „Mensch ärgere dich nicht“. – Das Spiel steht passender Weise in krassem Gegenteil zu meinen Gemütszustand.-
Dann kommt er zurück. Jeder Wurf mit dem Würfel und natürlich jeder Zug wird kommentiert.
Mit was?
IST DAS GEIL. ..
Schweigekloster
Anschließend sitzt er zu den beiden jungen Mädels neben mir. Nun folgt in eine zehnminütige Kurzfassung seines Lebenslaufs nach dem Abi. Seine größten Projekte die er schon alle hinter sich hat. Welchem Chef er schon die Meinung gesagt hat. Ab jetzt hat er die Schnauze voll und lässt sich von niemand mehr was vorschreiben.
Er macht jetzt Yoga und ist schon im 20. Chakra Mantra, Astra, Corsa oder weiß der Teufel was……..
Der Schwätzer gehört drei Monate in ein Schweigekloster, anschließend bekommt er noch einen Arschtritt verpasst dann ist der auch wieder in der Spur. DAS WÄRE GEIL…….
Linienboot
Die Fahrt zieht sich. Heute sind wir Linienboot. Es werden immer wieder irgendwelche Stopps ausgeführt von denen man aus der Flussmitte heraus gar nicht sagen kann warum.
Meist steht eine Person am Ufer. Sobald das Schiff anlegt sind dann plötzlich 15 bis 20 Leute vor Ort. Ein Teil zum Schauen, die andren holen was ab, (zum Beispiel ein Moped ) wiederum andere geben was mit. Und zu guter Letzt gibt’s noch welche die mitfahren.









Das Boot ist am Schluss so voll dass wir uns fast nicht mehr bewegen können. Der Gang zur Toilette ist ein Hindernisparcour über Reissäcke, Taschen Koffer und natürlich Füße.
Das einzig gute an der Geschichte: Der, „IST DAS GEIL“ bleibt gleich bei den Rauchen am Heck und wir werden von seinen weiteren Weisheiten verschont.
Luang Prabang
Der Mekong wird jetzt breiter, nicht mehr so spektakulär und es sind nicht mehr soviel Hindernisse zu umschiffen. Die Fahrt zieht sich wegen der zahlreichen Stopps ganz schön in die Länge. Alle Passagiere sind froh dass um 18.00 am Anlegesteg von Luang Pabang erreicht ist. Wegen der anbrechenden Dämmerung werden alle Touris in Eile auf die Tuk-Tuks verladen.



Ein Blick auf Navi zeigt dass die Anlegestelle fast 9 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist. Richtig weit wenn es zu dämmern beginnt. Wir erinnern uns: In diesen Breitengraden ist die Dämmerung richtig kurz.
Jetzt bekomme ich den ersten Eindruck wie Straßen, oder das was Straßen sein sollen, in Laos aussehen. Loch an Loch geht es dahin. Schnell fahren ist nicht möglich. Zu allem Ärger geht auch noch dem Handy der Saft aus. Ich möchte unbedingt vor völliger Dunkelheit ein Zimmer haben. Es hilft alles nichts. Ich muss rechts ran fahren und den Power-Pack und die Stirnlampe aus den Tiefen des Rucksackes holen.
Absteige
Als Hoteladresse hab ich nur die ungefähre Richtung. Eine Werber hat mir am Bootanleger eine Skizze in die Hand gedrückt. Die ist aber wirklich nur als solche zu gebrauchen.
Mit etwas Fragen komme ich doch noch ans Ziel. Die Bude hat bei Booking.com 8,nochwas Punkte. Woher kann ich nicht sagen. Mein Zimmer war nicht mal zwei Punkte Wert. Die Vorhänge haben bestimmt seit zwei Jahren keine Waschmaschine gesehen. Die Toilette stinkt. Dazu noch der, für die Klasse, unverschämte Preis von 100.000 kip. Unverhandelbar.
Jetzt in der Dunkelheit noch was anders suchen ist unmöglich. Also muss ich wohl oder über für eine Nacht in den saure Apfel beißen.
Ich geh jetzt was essen, denn außer dem süßen Teilchen von heute früh hat der gute Mann noch nichts Magen. Wenigsten das Essen war wirklich gut.
Danach hülle ich mich, diesmal nicht wegen der Kälte, in mein Schlafsackinlett.
Ich geb mir noch die erste Halbzeit vom Samstagsspiel FCA gegen Frankfurt. (0:0) Schlaf dann in der Halbzeitpause ein.
Guten Nacht John Boy.
Hier die Route auf GIPSies
Hast du auch schon mal so liebenswerte Mitreisende gehabt?
Wenn ja, schreib mir kurz deine Erlebnisse zum Thema „Mensch ärgere dich nicht“
Oh ja…die Typen kennt man… und hasst sie. Wissen alles, kennen alles, waren schon überall….
Ich bin allerdings net so geduldig wie du, Herb und platze dann, was derjenige dann schnell zu spüren bekommt 🙂
Gruß Chris
Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein, also sprich, bessere Tage. Weiter gehts 🙂
kaum mal ne halbe Woche sich mit anderen Dingen beschäftigt, kommt man deinen tollen Berichten schon nicht mehr nach. Volles Schreibprogramm, da du die Krankenhauspatienten auch noch bedienst. Dein Berichte und die Bilder sind schon richtig gut um nicht zu sagen voll „toll“! Weiter so!!
Ich hoffe die anderen Dinge sind soweit in Ordnung. Gute Besserung. Lg Herb
Mensch Herb, der Bericht ist ja voll „geil“